Kuba Alltagswissen: Die Libretta
21.11.2018 von
Bei Kuba gibt es oft zwei Meinungen: die, die das politische System der Insel kritisiert und diejenigen, die ihre Liebe zum Land gefunden haben und über viele der Schwächen hinwegsehen. Ein zentraler Punkt des Systems, der oftmals übersehen wird ist, dass das kubanische Leben in weiten Bereichen vom Staat subventioniert wird. Eine dieser Subventionen will ich hier vorstellen: "Die Libretta".
Die Libretta, die dieses Jahr ihren 56. Geburtstag feierte, ist eine Art Rationsheft, wie es der ein oder andere Deutsche vielleicht noch aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg kennt. Jeder kubanische Haushalt verfügt darüber. Die Libretta berechtigt dazu, Güter des täglichen Bedarfs in staatlichen Verteilungsstellen zu erwerben: pro Person fünf Eier, ein halbes Kilogramm Bohnen, drei Kilogramm Reis, 100 Gramm Kaffee, 200 Gramm Soja, ein knappes Kilogramm Hühnerfleisch, eineinhalb Kilogramm Zucker, etwas Speiseöl und ein Paket Teigwaren. Kinder erhalten bis zu ihrem dritten Lebensjahr drei Kilogramm Milch in Pulverform. Familien mit Diabetikern haben Anrecht auf Diätprodukte. Aber nicht nur Nahrungsmittel enthält die Libretta, auch Streichhölzer gehören zum subventionierten Warenkorb einer kubanischen Familie. Die Güter des täglichen Bedarfs werden entgegen landläufiger Meinung nicht verschenkt, sondern für winzige Beträge im Cent-Bereich an die, im Rationsheft eingetragenen Bewohner des Haushaltes abgegeben. Insgesamt kosten die monatlich zu beziehenden Lebensmittel den Verbraucher 50 Peso (ca. 2 Dollar). Experten haben festgelegt, dass die Güter der Libretta für etwa zehn Tage eines Monats reichen sollten, um einen Kubaner zu ernähren. Alles, was darüber hinaus geht muss zugekauft werden.

Die Einführung der Libretta im Jahre 1962 war durch das damals beginnende US-Embargo begründet worden und eigentlich sollte es sich nur um eine Übergangsmaßnahme handeln. Aber die Geschichte verläuft eben manchmal anders als geplant. Bis heute ist das Rationsheft ständiger Begleiter der kubanischen Familie geblieben. Auch wenn immer wieder über eine Abschaffung spekuliert wurde, gerade in den letzten Jahren des langsamen Umbruches. Schließlich kostet den Staat das Subventionssystem umgerechnet ca. 1 Millarde Dollar im Jahr – ein Betrag, den man seitens der Staatsführung gerne einsparen würde. Doch die Bevölkerung ist noch nicht darauf vorbereitet und wenn die Unterstützung wegfiele, würden viele Einwohner der ärmeren Schicht mit Lebensmittelnot zu kämpfen haben. Dennoch wird das Heft über die Jahre immer dünner und immer mehr Güter müssen heute zu teureren Preisen gekauft werden. So zum Beispiel Zigarren oder Zahnpasta!
Wie geht es wohl weiter mit der Libretta? Wie bei vielem auf Kuba, kann dies keiner so richtig voraussagen...
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