Urlaub auf kubanisch


Stellen Sie sich vor, Sie haben eine Großfamilie im Nacken und die Urlaubszeit steht bevor. Wer auf einem Konto mit Millionen sitzt ist vermutlich schon im Privatjet zu einer einsamen Insel mit Luxusresort unterwegs. Bei wem Ebbe im Portemonnaie und auf dem Konto herrscht, hat den Privatjet schon vor längerem gestrichen und verlebt einen geruhsamen Urlaub auf "Balkonien". Der kubanische Herrgott hatte am achten Tag der Schöpfung die kubanische Lösung des Problems parat: Das Campismo!

An einem schönen Tag im Juni kam Betty, die kubanische Oma meiner Tochter Naomy, freudestrahlend mit unserer Nachbarin ins Haus gestürmt. "Wir haben es, wir haben es" rief sie! Meine zögerliche Nachfrage, was denn "es" sei, das eine derartige Euphorie erzeugen würde, wurde rasch mit einem Stück Papier beantwortet: Betty hatte eine Bungalowreservierung bestätigt bekommen und zwar für vier Bungalows, für die komplette Familie samt Nachbarn im Campismo Cayo Coco!

Dem deutschen Camping-Liebhaber, dem vermutlich schon die Erwähnung des Wortes "Campismo" die Freudentränen in die Augen treibt, sei hier geraten vorsichtig zu sein. Das Campismo ist mitnichten die Erfüllung von Camper- oder Zeltplatzträumen. Das kubanische Pendent zur deutschen Zelt- oder Wohnwagenstadt ist der Inbegriff kubanischer Lebensfreude in puristischer Reinform, so wenig wie möglich gestört von dem, was Europäer unter "Komfort" verstehen!
Ein Campismo besteht zumeist aus einer größeren Anzahl von einfachen Bungalows, zumeist für 4 bis 8 Personen ausgelegt. Zumindest in der Theorie, denn in der Praxis kann es durchaus vorkommen, dass so ein Bungalow von der doppelten Personenzahl bewohnt wird. Die Einrichtung der Zimmer ist spärlich,. Neben Stockbetten mit Schaumstoffmatrazen findet sich hin und wieder auch ein Tisch oder ein Stuhl. Warmwasser sucht man vergeblich, hin und wieder fällt auch die Kaltwasserzufuhr oder der Strom aus. Urlauben tun hier nur Einheimische. Ein verschwindend geringer Prozentsatz ist auch für den internationalen Tourismus geöffnet, diese Bungalows sind etwas besser, wie z.B. in einfachen Hotels, ausgestattet.

Bungalows im Campismo Cayo Coco

Unser Abenteuer Campismo beginnt um 3 Uhr morgens. Wer in der Kola (Warteschlange) am Bus ganz vorne platziert sein möchte, muss frühzeitig an der Haltestelle sein, um die gewünschte Anzahl an Sitzen zu bekommen. Es trifft Rey, den Onkel meiner Tochter, verschlafen macht er sich auf den Weg. Wir folgen dann einige Stunden später mit dem "Gepäck". Obwohl wir nur 4 Tage reserviert haben, könnte der interessierte Beobachter mutmassen einem Wohnungsumzug beizuwohnen. Wir haben – wohlwissend um die Umstände eines Campismo-Urlaubs – nicht nur Kleidung und Badesachen eingepackt, sondern auch Bettwäsche, Kochutensilien sowie Verpflegung für einige Tage. Wir wollen vorbereitet sein, auf das was da kommt!

Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt! Wir sind die Ersten im Bus und sichern uns die besten Plätze für die etwa 2-stündige Fahrt über den langen Damm nach Cayo Coco. Cayo Coco und die Nachbarinsel Cayo Guillermo sind das Badeparadies schlechthin für sonnenhungrige Urlauber. Die weißen feinsandigen Strände gehen flach ins Wasser. Selbst nach 50 Metern reicht das lauwarme Wasser nur bis zu meinem Bauchnabel, idealer Tummelplatz für meine beiden Mädels, die mit 7 und 9 Jahren schon groß genug sind, um auch ohne Schwimmhilfen und ständige Aufsicht den Badespaß zu genießen. Seit Öffnung der Campismos können neben ausländischen Touristen nun auch kubanische Urlauber problemlos diese Traumstrände genießen. Auch Tagespässe werden im nahen Moron oder in Ciego de Avila zu erschwinglichen Preisen verkauft. Konsum inbegriffen! Gleich nach Ankunft erhalten wir von einer freundlichen Rezeptionistin eine kurze Einweisung in die Campismo-Welt. Ganz wichtig ist ihr zu erwähnen, dass Kochen im Bungalow strikt verboten wäre. Das Stromnetz würde das nicht aushalten. Wir belächeln die Vorschrift. Das machen doch alle Kubaner, denken wir bei uns. Wenig später sitzen wir pünktlich zur Essenszeit für Stunden im Dunkeln und ohne Klimaanlage. Die Vorschrift war wohl doch nicht so unsinnig...

Strand am Campismo Cayo Coco

Urlaub gut, alles gut

Die 4 Tage vergehen wie im Flug. Sowohl die Kinder, als auch die Erwachsenen sind kaum aus dem Wasser zu bekommen. Die hohen Temperaturen tun ihr Übriges. Aus der Box unserer mitgebrachten kleinen Musikanlage dröhnt unaufhörlich Van Van oder Reggaeton. Abends wird dann im Bungalow gefeiert. Nachts kocht Gott sei Dank keiner im Camp und so können wir bis zum nächsten Vormittag unsere Klimaanlage genießen und ausschlafen...

Badespaß für die ganze Familie

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