PANAMA HIGHLIGHTS
Panama, ein kleines Land im Südosten Zentralamerikas, ist um ca. 10 % größer als der Freistaat Bayern. Seine Grenzen bildet im Norden das Karibische Meer, im Süden der Pazifische Ozean, im Osten Kolumbien und im Westen Costa Rica. Das ...
PANAMA HIGHLIGHTS
Panama, ein kleines Land im Südosten Zentralamerikas, ist um ca. 10 % größer als der Freistaat Bayern. Seine Grenzen bildet im Norden das Karibische Meer, im Süden der Pazifische Ozean, im Osten Kolumbien und im Westen Costa Rica. Das war fast alles was ich über Panama wusste. Da mein Wusch war, den amerikanischen Kontinent von Alaska bis Feuerland zu bereisen, stand Panama mit seinem Kanal noch als ?weißer? Fleck ganz oben auf meiner Liste.
In diesem Jahr sollte der Wunsch mit Hilfe von avenTOURa in Deutschland in Zusammenarbeit mit GAPA Travel in Panama in Erfüllung gehen. Ich habe keinen Gedanken daran verschwendet, dass diese Reise nicht zustande kommen würde. Umso erstaunter war ich, dass es wirklich nur noch eine Mitreisende, Annemarie, gab.
Nach langer Anreise, Flug mit KLM von Berlin über Amsterdam nach Panama City, eingepfercht in die Economy Class nun Luxus pur. Die Organisation durch avenTOURa war perfekt. Sonderwünsche wie vegetarisches Essen oder Sitzplatz im Flugzeug wurden berücksichtigt, Fahrer, Reiseleiter, Ranger und Führer waren immer pünktlich zur Stelle, bemüht uns eher mehr als weniger von ihrem Land zu zeigen. Die Verständigung ging auf Deutsch, Englisch und mit Händen und Füßen wunderbar. Die Hotels waren gut ausgesucht und boten relativ große Räumlichkeiten mit sehr willkommenem heißem Wasser zum Duschen und kostenfreiem Mineralwasser auf dem Zimmer.
Das Abenteuer Panama Kanal Durchquerung vom Pazifik zum Atlantik begann schon um 6:30 Uhr, denn das Restaurant des Hotels hatte um diese Zeit noch geschlossen, eine Picknick box hätte 5 Dollar gekostet. Aber auch hier eine große Überraschung. Die Schifffahrt beinhaltet Kanaldurchquerung, Frühstück, Mittag und Nachmittagssnack. Durch farbige Armbänder in Gruppen eingeteilt, hielt sich der Ansturm aufs Büfett in Grenzen.
Der Kanal ist fast 82 km lang, 153 m breit und 14,30 m tief. Die Bauzeit betrug von 1904-1914. Zum 100jährigen Jubiläum sollten eigentlich die zusätzlichen drei größeren Schleusenkammern fertig sein, aber wie schon vor 100 Jahren unterbrach ein Bauskandal die Arbeiten. Nun hoffen die Panamaer, bei denen seit 1.1.2000 die Kanalverwaltung liegt, auf den Start im August 2015.
Wir warten vor der Einfahrt in den Kanal fast eine ¾ Stunde auf den Lotsen, ohne den kein Schiff den Kanal befahren darf. Er wird Herr über den Kapitän, die Schleusenwärter, die Schlepper und die E-Loks. Die Ozeanriesen, von denen einer bis zu 5.ooo Container befördern kann, werden durch kleine Schlepper an die Einfahrt der Schleusenkammer geschoben und durch E-Loks, mit denen sie durch Stahltrosse verbunden sind, in diesen stabilisiert. Die Schiffe bewegen sich dabei aus eigener Kraft. Die ?Treidelloks? sind eine Erfindung der deutschen Firma Siemens & Halske und wurden im 19.Jahrhundert entlang des Teltowkanals in Berlin eingesetzt. Je nach Größe des Schiffes werden dabei an der Vorderseite zwei oder vier, an der Rückseite zwei Loks verwendet. Es ist schon ein etwas mulmiges Gefühl, wenn so ein Riese hinter dem Ausflugsdampfer mit 300 Passagieren in die Schleusenkammer einläuft. Noch mulmiger dürfte dabei den beiden Insassen des Ruderbootes sein, die die an der Schiffswand der Riesen heruntergelassenen Trossen aufnehmen und zu den Loks bringen. Da im Kanal Einbahnverkehr herrscht, begegnen uns erst auf dem Gatun See die Frachtschiffe, die vom Atlantik kommen und zum Pazifik wollen. Eine Durchfahrt kann für einen Frachter schon mal mehrere Zehntausend Dollar kosten. Abhängig von der Tonnage, den Gütern und der Eile, mit der die Schiffe auf die Liste der Durchfahrenden kommen wollen. Unsere Ankunft in Colón verzögerte sich nach fast 10 Stunden auf dem Kanal, da am Kai noch ein Viermaster und ein Kreuzfahrtschiff ankerten. Unterwegs wurden wir begleitet von Pelikanen, Kormoranen, Fregattvögeln, Geiern und schwarz/grünen Schmetterlingen. Leider gelang es nicht, den wunderbaren Flug der Fregattvögel aufs Bild zu bannen.
Mit Felipe Palmer von GAPA Travel, der 20 Jahre in Deutschland gelebt und sich vor sechs Monaten in Panama als Reiseleiter selbständig gemacht hat, geht es am nächsten Tag zur Panama City Tour. Felipe kennt seine Stadt und die Gewohnheiten der Bewohner und Touristen und stellt das vorgesehene Programm so um, dass wir an den meisten Orten nur wenige Menschen treffen.Ca. die Hälfte der Gesamtbevölkerung Panamas (rd. 1,5 Mill.) leben in der Stadt. Das sonst übliche Verkehrschaos findet an einem Sonntag auch nicht statt. So haben wir Gelegenheit, bei 32 Grad vom Cerro Ancón ungetrübt auf die Wolkenkratzer zu blicken, den historischen Stadtkern Els Casco Viejo zu durchschlendern, am Panama Viejo eine kleine Mahlzeit einzunehmen, uns im sehr schönen Museum an den Miraflores-Schleusen über den Kanal zu informieren und von der Aussichtsplattform die Schleusenvorgänge zu beobachten. Dabei bringen uns Rolltreppen nach oben und unten.
Da weder meine Mitreisende noch ich Spanisch sprechen, nehmen wir unsere Abendmahlzeiten in den Hotels ein. Dabei gibt es neben Steaks viel Italienisches. Die Frühstücksbüfetts bieten eine große Auswahl an frischem köstlichen Obst, warmen und kalten Speisen, Brötchen, Toast, ?trockenem? Kuchen und Kaffee. Für mich als Teetrinker eher ein Alptraum: Koffeinfreier Früchte- oder Kräutertee in einer Kaffeetasse, aufgegossen mit lauwarmem Wasser. Und das zum Wachwerden. Aber auch da muss man auf Reisen durch!
Am 4.Tag fährt uns Frederico mit Felipe als Reiseleiter nach El Valle. Unterwegs werden wieder Wasser und kleine zuckersüße Bananen eingekauft. Auch in den kleineren Städten bieten die Supermärkte alles, nur wenig Souvenirs wie Postkarten oder Briefmarken. Im kleinen Zoo El Nispero sträuben sich meine Nackenhaare. Viele gefiederte Tiere leben in nach unseren Maßstäben viel zu kleinen Käfigen auf Drahtböden ohne Erde. Die Affen eingepfercht, allein gehalten usw.
Der Wasserfall ?El Macho? und die Mineralquellen ?Pozos Termales? verdrängen jedoch bald den unschönen Eindruck. Da es relativ kühl ist, schmieren wir nur unsere Gesichter mit dem mineralhaltigen Schlamm ein, um nach 45 Minuten verschönert weiter zu fahren.
5.Tag. Auf dem Weg von El Valle nach Chitre besuchen wir eine kleine private Zigarrenfabrik. Wobei Fabrik bei rund vier Mitarbeitern vielleicht ein bisschen übertrieben ist. Aber es werden Zigarren von Hand gerollt. Wie überall werden wir auch hier herzlich von der Inhaberin begrüßt, die uns den Stolz auf die Arbeit vermittelt. Im Archäologischen Park El Cano herrscht große Freude: am Tag zuvor wurden neue Funde präkolumbianischer Kultur gemacht. Noch ist alles geheim, aber uns werden sie von der Leiterin der Ausgrabungen mit glänzenden Augen in die Hand gegeben. Welche Auszeichnung, aber die Archäologen haben wohl unser Interesse und unseren Respekt vor und Freude an ihrer Arbeit gemerkt.
6.Tag. Heute steht ein Besuch in einem Pollera Workshop auf dem Plan. Wieder dürfen wir ein Privathaus betreten, in dem die Stickereien und Klöppelarbeiten für die Nationaltracht angefertigt werden. Alleine für den Rock werden 39 m Stoff verarbeitet. Leider finden sich für die mühevolle Arbeit kaum junge Leute, so dass diese alte Kunst wohl bald verloren geht. Wie gerne würde ich eine Unterrichtsstunde nehmen. An einer Pollera, bestehend aus Rock und Bluse, wird bis zu acht Monaten gearbeitet. Unser Interesse bewirkt, dass bald der gesamte Inhalt der Werkstatt vor uns ausgebreitet wird und Annemarie sogar eine Tracht anziehen darf. Leider können wir nichts kaufen, da alles vorbestellt ist.
Die Überfahrt zur Isla Iguana mit einem kleinen Motorboot ist auch bei geringem Seegang sehr feucht. Und wie lange hält so ein Bootsboden die harten Aufschläge auf dem Wasser aus? Entschädigt wird man durch einen herrlichen Sandstrand und kristallklares Wasser. Hunderte Fregattvögel, Braune Peikane, Leguane und Krabben bieten ein ständig wechselndes Bild. Die auf Anraten von Felipe gekauften Kekse, auf die die Leguane abfahren sollen, werden aber ignoriert. Umso mehr freuen sich die Krabben über das so ungesunde Festmahl. Da ich lieber auf als im Wasser lebe, überlasse ich Annemarie und Felipe das Schnorcheln. Beide sind begeistert von der Fischvielfalt und den herrlichen Korallen.
7.Tag. Die etwas längere Fahrt von Chitré ins Bergdorf Boquete war kaum zu spüren. Immer wieder sind wir von der Landschaft begeistert. Zur kleinen Wanderung auf dem Monkey Trail erwartet uns Jason, ein Ranger des Nationalparks. Ohne seine Adleraugen hätten wir die Bewohner des dichten Regenwaldes wohl nie entdeckt: den Quetzal=Nationalvogel Guatemalas, verschiedene Kolibri Arten und ein ?Porcupine?, schlafend hoch oben in einem Baum. Ein Stachelschwein im Baum? Aber auch auf Nachfrage bleibt es ein ?porcupine?. Wie sich viel später und zu meiner Erleichterung herausstellt, ein Rothschild- oder Mexikanisches (Baum)Stachelschwein, uns besser bekannt als Baumstachler. Dank Jason?s Hilfsbereitschaft haben wir alles in der Digitalkamera.
Am Abend nehmen wir Abschied von Felipe und Frederico. Was und wer werden uns nun erwarten?
8.Tag. Etwaiges Bauchgrimmen vergeht schnell, als uns pünktlich der Guide für die Canopy-Tour abholt. Nach der sehr ausführlichen Einweisung geht es gut eingeschnürt auf die erste von 13 Plattformen. Worauf habe ich mich nur eingelassen? Nachdem ich, nicht gerade eine Sportsgröße, bei den ersten beiden Plattformen vorzeitig ?gebremst? habe weil ich meinen einen Arm zu weit (hoch) ausstrecken muss, damit Schmerzen in der Schulter bekam und die unermüdlichen Helfer mich auf die Plattform ziehen müssen, werden die Gurte gekürzt. Nun beginnt die Fahrt Spaß zu machen. Viel zu sehen ist bei der rasanten ?Fahrt? und fast liegender Haltung mit angezogenen Knien allerdings nicht. Das Kribbeln macht es! Am Nachmittag führt uns ein begeisterter und begeisternder Oktavian auf Englisch durch eine Kaffeeplantage. Aber auch die anschließende Verkostung der besten Bohnen macht mich nicht zum Kaffeetrinker.
9.Tag. Heute wartet George auf uns zur Fahrt zum Inselarchipel Bocas del Toro. Da die Fahrt nur 2 ½ Stunden dauern soll, fährt er über die Berge, um uns zu der Stelle zu bringen wo man Pazifik und Atlantik gleichzeitig sehen kann. Leider regnet es und wir sehen kaum die Hand vor Augen. Dass dann auch noch ein schweres Straßenbau-Fahrzeug vor uns die Fahrtdauer erheblich verlängert, konnte Niemand voraussehen. Auf der Oreba Chocolate Farm werden wir schon von der Deutschen Mirriam und dem panamaischen Eigentümer der Farm erwartet. In der Nacht hat es geregnet, manche Pfade sind etwas rutschig. Aber mit Hilfe von langen Wanderstöcken geht es bergan. Auch bei Mauritius spürt man die Liebe zu seiner Arbeit. Leider sind durch die unerwartete Feuchtigkeit die Kakaobohnen von Schimmel befallen. Da er Bio-Bauer ist und keine chemischen Mittel einsetzt, ist seine Existenz bedroht. So bietet er Führungen durch die Plantage und zum Abschluss ein typisches Essen an: Hühnchen und Dashire=Elefantenohr-Pflanze. Das Blatt als Gemüse, die Wurzel als Kartoffelersatz. Leider wie bei fast allen Speisen in Panama sehr gewürzlos. Zum Abschluss gibt es ein Stück Rohschokolade, das aber zum Schleckern zu bitter ist.
Eine 30minütige Bootsfahrt bringt uns zur Insel Colón des Inselarchipels Bocas del Toro, auf der auch Mirriam zuhause ist.
10.Tag. Heute soll es mit einem kleinen Boot, Kapitän Jeff und Mirriam zur Laguna Bocatoito und zur Red Frog Beach gehen. Aber ist das meine Vorstellung von Karibik? Regen, Regen, regen. Eingehüllt in Plastiktischdecken trotzen wir dem Süßwasser von oben und dem Salzwasser von der Seite. Ein Delphin hat Erbarmen und springt vor unserem Boot hin und her. Leider bleiben wir nicht lange alleine und er ?flüchtet?. Ins Hotel zurück wegen des Wetters oder auf Sonne warten? Eigentlich sollte es ein Tagesausflug werden. Ein kleines Restaurant versöhnt uns etwas. Es gibt Pasta mit Gemüse und da das Eis für die Getränke ausgegangen ist, ein großes Glas mit frischem Ananasfleisch und ?Saft. Köstlich!!!!!! Und als dann auch noch die Sonne herauskommt, ist unsere Welt wieder in Ordnung. Also doch weiter zur Red Frog Beach. Leider sind die roten Pfeilgiftfrösche, die dem Areal seinen Namen gaben, fast ausgerottet. Die Zurschaustellung auf der Hand außerhalb des Feuchtgebietes hat zum Tod und damit zur Dezimierung beigetragen. Am Strand selber endlich mein Karibik-Feeling: grünliches Meer, Palmen, weißer Strand und Sonne. Wegen der großen Strömung können wir nicht ins Wasser. Lange können wir unseren Aufenthalt nicht ausdehnen, denn schon ziehen wieder dunkle Wolken auf.
11.Tag. 35 Grad und eigentlich ?Entdecker Tag?. Aber uns ist eher nach faulenzen. Ein kurzer Besuch im Dorf mit dem hoteleigenen Shuttle-Bus, ein Obstsalat und schon zieht es uns zurück ins Hotel ans Meer. Nachmittags besuchen wir einen nur 500 m vom Hotel entfernten privaten Botanischen Garten, die Finca Los Monos, mit Hunderten von Palmen der verschiedensten Arten, Vanillepflanzen, exotischen Blumen, Brüllaffen und Faultieren.
12.Tag. Koffer sind gepackt, das Gepäck auf erlaubte 14 kg reduziert. Wir genießen die Aussicht aufs Meer, ein gutes Mittagessen, eine Pinacolada ohne Alkohol (Amacola), ehe uns ein Fahrer zum regionalen Flugfeld bringt. Dort werden unsere beiden roffkoffer sofort von einem Gepäckträger beschlagnahmt und nach ca. drei Metern (!) am Check-In Schalter abgestellt. Nicht ohne den Hinweis auf eine amtlichen Ausweis vor seiner Brust: pro Koffer 1 Dollar für diese Dienst?leistung?. In Panama City erwartet uns ein strahlender Frederico, um uns zum schon bekannten Hotel zu bringen.
13.Tag. Ein letztes Frühstück mit Annemarie, die von Frederico zum SOS Kinderdorf in Penonomé gebracht wird. Sie besucht dort ihren panamaischen Patensohn. Kaum von dort zurückgekehrt, bringt mich Frederico zum Internationalen Flughafen Tocumen. Viel länger hätte ich es in der eiskalten Hotellobby auch nicht ausgehalten.
14.Tag. Nach 9 ¾ Stunden Flug, kurzem Transfer in Schiphol und 1 ½ Stunden Weiterflug lande ich müde aber glücklich wieder in Berlin
Hasta luego und muchas gracias PANAMA
M. Michel